Das Internationale Fotofestival Kaiserslautern im September 2022 stand unter dem Thema „Identität“. Unter anderem wurde die Serie „Die Frage nach der Herkunft“ von Lilli Breininger ausgestellt.

Die Frage nach der Herkunft

Von Lilli Breininger

 

„Sie sprechen aber gut deutsch.“, sagte ein Beamter neulich zu mir. „Danke, Sie auch“, erwiderte ich. „Wo kommen Sie her?“, fragte er dann. „Aus Lebach“, antwortete ich. „Nein, ich meine wo kommen Sie eigentlich her?“ Meistens sage ich, dass ich aus dem Saarland oder dem Supermarkt komme. Aber da er es wohl sehr ernst meinte, antwortete ich schließlich: „Meine Mutter kommt aus den Philippinen.“ Darauf antwortete er: „Ah, Migrationshintergrund.“

Obwohl mir diese Frage schon häufiger gestellt wurde, war ich überrascht, dass die Faszination des vermeintlich Anderen immer noch so präsent ist. Manchmal ist es gar nicht so leicht zu unterscheiden: Ist es subtiler Rassismus oder eigentlich nur aufrichtiges Interesse? 

Ich finde es interessant, meine Herkunft selbst zu erforschen. Die biografischen Einblicke sagen auch etwas darüber aus, wie Kultur weitergegeben wird. Als zweite Generation scheint es mir ein wenig befremdlich, etwas ‚zu sein’, zu dem ich selbst nur einen bestimmten Zugang habe. Obwohl die Welt durch die globale Vernetzung in einem regen Austausch steht, was was aktuell durch die Corona-Pandemie verdeutlicht wird, ist es erstaunlich wie langsam sich Weltbilder und Verhaltensweisen gegenüber fernen Ländern in der Gesellschaft anpassen. Wenn ich mein Augenmerk weniger auf die Abgrenzung und mehr auf die Bereicherung lege, ist die bi-kulturelle Herkunft eine große Schatzkiste an Erfahrungen und Erkenntnissen.

Emma und Lilli
Halo-Halos Emma und Lilli beim Fotofest

Der Hashtag #metwo macht darauf Aufmerksam, dass Menschen mehr als eine Identität haben können. Vielleicht ist es viel interessanter, nach Gemeinsamkeiten zu suchen, statt Unterschiede hervorzuheben. In der heutigen Welt ist es nicht schwer, an verschiedenen Orten zuhause zu sein oder von verschiedenen Orten zu kommen. Die Schriftstellerin Taiye Selasie sagt, multinational sei ein Begriff für Unternehmen. Menschen erfahren eher eine ‚multi-lokale’ Zugehörigkeit. In diesem Sinne ist die Frage nach der nationalen Herkunft weniger aussagekräftig als die Frage: Wo fühlst du dich zuhause? Mit welchen Orten fühlst du dich verbunden? In diesem Fall ist es Lebach und Bansalan.

Emma wird von FotoFest-Organisator Jörg Heieck fotografiert

Über die Ausstellung

Die Arbeit zeigt Einblicke in die multi-lokale Vergangenheit und Identität der Autorin. Ihr Stammbaum ist geprägt von einer deutschen Familie und einer philippinischen Familie. Das fotografische Gedächtnis der Familie reicht zurück bis etwa ins Jahr 1896. In der Serie werden kulturelle und zeitliche Aspekte der Familiengeschichte gegenübergestellt. Das Thema der Migration wird aus einem persönlichen Blickwinkel dargestellt. 

Während die deutsche Seite der Familie in Landstuhl und dann in Lebach wohnte, hat die philippinische Familie ihren Ursprung in Pangasinan (Nordphilippinen) und siedelte später nach Mindanao (Südphilippinen). Von den Großeltern beider Seiten gibt es Fotografien aus den 1930er Jahren, die trotz des geographischen Abstands Ähnlichkeiten zeigen. So wird in der zeitlichen Gegenüberstellung deutlich, dass bestimmte kulturelle Sitten bis zur heutigen Generation weitergegeben werden.

Lillis Arbeit ist so wertschätzend präsentiert worden. Jörg Heieck, der Fotograf, Künstler und Kurator vom Fotofest Rheinland-Pfalz ist soo interessiert und bodenständig. Lilli und ich haben uns sehr willkommen gefühlt. ❤️

Emma Weber

Halo-Halo